Filet aus Beton und Asphalt

Ein Blogeintrag, zu dem geplanten Ärztehaus im Ostlandviertel, dem Radverkehr und warum die Zukunft nicht die das Fortschreiben der Vergangenheit sein kann. Von Florian Craig

21.12.18 –

Am 19.12.2018 war unsere letzte Ratssitzung für das Jahr 2018, ein langes Jahr mit einem heißen Sommer, mein erstes komplettes Jahr als Stadtrat für B90/Die Grünen in Espelkamp.
eigentlich ja kein Sommer sondern eine Dürre die sich bis in den Winter hineingezogen hat, als Beispiel sei hier genannt das es vom Dezember bis Juni Regnen müsste damit der Rhein wieder seinen Normalen Wasserstand erreicht
Nun bin ich dieses Jahr auch Vater geworden und irgendwie ändert sich doch so manches, Zeit spielt eine größere Rolle und auch wie die Welt in Zukunft aussieht ist für mich Relevanter geworden. Deutschland ist das sechst Schmutzigste Land der Welt, NRW das Land mit Verkehrskollaps, trockenem Rhein und Braunkohle, Espelkamp eine Stadt mit unterdurchschnittlich vielen Solarpanels, Bürgerwindparks, ÖPNV und Radnutzung.

Irgendwie scheint dass aber nicht durchzudringen da wir im Endeffekt weiter machen wie bisher und der Wandel Politisch einfach nicht stattfindet. Wir steuern mit der Welt aktuell nicht Richtung 1,5 °C durchschnittlicher Erwärmung sondern eher 3-4 °C, das bedeutet Holland Fluten, Dürre, starkregen und im Allgemeinen keine tolle Welt für unsere Kinder, aber hey uns geht’s heute gut! Hierzu ein paar Beispiele mit der Entwicklung in Espelkamp.

Radwege in Espelkamp & den Dörfern

Hier hatten wir als Ortsverband 2016 eine Radtour gemacht um uns die Radwege anzuschauen, Ende 2017 dann auf Basis der Radtour den Verkehrsexperten Heiner Monheim zu einer Veranstaltung geladen. Und dieses Jahr dann einen Antrag gestellt ein Radwegekozept im speziellen mit Anbindung der Dörfer zu erstellen. Leider wurde der Antrag durch die CDU abgelehnt und in ein Verkehrskonzept für die Zentralstadt umgewandelt. Schade, denn gerade die Dörfer sind schlecht bis garnicht an die Stadt mit Radwegen angebunden und verdienen im allgemeinen mehr Aufmerksamkeit.

In Ihrem Magazin Brücke schreibt die CDU das man auf Anregung der Bürger ein Radwegekonzept auf den Weg gebracht hat. Kann man ja auch so mit etwas Fantasie interpretieren, die Grünen sind ja auch Bürger
Leider bewegt sich hier aktuell aber auch nichts. Umgesetzt wurden Forderungen der Kreisverkehrsbehörde durch weiße Farbe auf der Straße. Das sorgt natürlich für Unmut da man sich inmitten des Verkehrs aktuell nicht sicher fühlt, Sicherheitsabstände nicht eingehalten werden und die Wegeführung ein Rätsel ist. Gerade weil die Erreichbarkeit mit dem Rad das Auto in vielen Fällen überflüssig machen kann muss hier gehandelt werden, siehe Holland, Kopenhagen, Madrid, usw.

Es wurde bei den Radwegen genau das gemacht was man in der Vergangenheit gemacht hat, weiße Farbe auf die Straße. Man schreitet mit den Konzepten des letzten Jahrhunderts fort. Leider!
Und das Obwohl man weiß das die Mobilität der Zukunft weniger Autos bedeutet, also wir durch Stadtplanung das Auto weniger attraktiv machen müssen und Rad- und Fußverkehr fördern müssen.  
Vielleicht bringen ja die Vorschläge für ein Mobilitätskonzept für die Zentralstadt einen Schritt weiter. Beauftrag ist die Verwaltung ja, aktuell sehe ich das aber leider nicht.

Planung des neunen Waldfreibad

Das Waldfreibad, für mich ein Sehnsuchtsort im Sommer. Der Blick von der Mauer ins Becken auf die Insel, die Ruhe unter Wasser, die großen Bäume. Mitten in der Stadt, Nah und als Ort des Miteinanders einfach Wunderschön.

Leider ist auch hier das Prinzip der Vergangenheit, lieber nichts machen als zu viel machen, über Jahre durch die Stadt gefahren worden. Der Verein, als Zusammenschluss der Bürgerinitiative zum Erhalt aus 2003 und als Betreiber hat sein Möglichstes zum Erhalt getan. Er hat eine Planungsstudie in Auftrag geben und damit eine Diskussion um die Zukunft des Bades gestartet die in diesem Jahr in die Entwurfsplanung eines neuen Waldfreibades mündete. Die Stadtwerke als Eigner hatten hier einen Europaweiten Planungswettbewerb ausgeschrieben.
 Ich bin auch zweiter Vorsitzender des Vereins, dies bin ich geworden weil mir das Bad als soziale Schnittstelle, als Sehnsuchtsort am Herzen liegt und ich freue mich dass der Entwurf einen positiven Abschluss in einer Infoveranstaltung für die Bürger gefunden hat und doch hänge ich auch an der Vergangenheit des Bades
Ich finde hier kann man sehen das Gestaltungswille auch etwas bring, ein Stück Zukunft für die Stadt. Leider verkennt man hier die Entwicklungschance des gesamten Gebiets mit Turnhalle, Badminton, Tennis, Alber Pürsten Stadion, Beachhandball, Beachvolleyball usw. als Sportliches Zentrum. Hinzu kommen das Neue Theater, das ATOLL, das Bürgerhaus und die Breßlauer. Die Topografie der Stadt ist hier einzigartig mit all diesen POI, Fußläufig beieinander und bring eine so große Urbanität mit so kurzen Wegen unter.

Ärztehaus im Ostlandviertel

Das Ärztehaus ist ein lange gehegter Traum in der Stadt, Ärzte sollen nahbei direkt in der Stadt angesiedelt werden. Soweit so gut. 

Leider verschob sich das Ärztehaus immer wieder, schon bei der 1. Planung des Ostlandviertels war ein Ärztehaus angedacht, die SPD schlug ein Büsumer Modell vor, einfach gesagt: die Kommune baut und betreibt das Ärztehaus als gemeinnützige GmbH. Dann war lange Stille und nun wurde in der letzten Ratssitzung verkündet das der Investor bereit Stünde um ein Ärztehaus zu bauen, also nicht die Stadt ohne Gewinnstreben sondern ein Privater Investor mit Gewinnstreben ein Ärztehaus bauen wird.
Die Stadt hat das Ostlandviertel immer als Filetstück der Stadtentwicklung bezeichnet und die Aufbau hat an dieser Stelle mehre Millionen Euro in Eigentums- und Mietwohnungen Investiert. Aktuell werden die Eigentumswohnungen gebaut. Die Pläne der Aufbau sahen einen Parkähnlichen Charakter für das Gebiet vor, Umrandet von den alten Bäumen mit mehrgeschossigen Gebäuden. Eigentlich eine wunderschöne Stadtparzelle. Vor Lärm und Abgasen durch die Bäume geschützt, mit Tiefgeragen sodass Möglichst viel Grünfläche erhalten bleibt. Fußläufig die gesamte Zentralstadt mit Bahnhof, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten erreichbar.

Das Ärztehaus soll nun ebenfalls im Ostlandviertel entstehen. Damit wird als erstes der Parkähnliche Charakter gebrochen, auch die alten Bäume sollen zum Teil weichen. Denn es sollen reichlich Parkplätze auf Wunsch des Investors entstehen, deutlich mehr als der Parkplatzschlüssel vorsehen würde.

Wir stapeln die Ärzte jetzt übereinander anstatt, wie am Ende der Ostlandstraße, nebeneinander. Der Vorteil erschließt sich mir aktuell nicht außer dass es ein neues Gebäude ist. Es wird keine Poliklinik angestrebt, kein Büsumer Modell. Es wird dem Gewinnstreben eines Investors gefolgt. Wir asphaltieren und betonieren das Fielet mit Parkplätzen voll

Man kann hier wieder den Reflex der Vergangenheit sehen. Anstatt bewusst dafür zu sorgen das weniger Fläche versiegelt wird, das man Daseinsfürsorge selbst in die Hand nimmt betoniert und asphaltiert man Fläche mit Parkplätzen für einen Investor zu.  Man hat auch eine Chance vertan, denn die Chance selbst Betreiber und somit auch Gestalter zu sein wird so schnell nicht wieder kommen.

Von Florian Craig

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